Das Vorbereitungsgespräch zwischen Hochzeitsfotograf und Brautpaar – Teil 2

Nach dem ich im ersten Teil dieser Serie über das Brautpaar und ihre Hochzeitsgesellschaft, das „Wer ist wer?“, den Zeitplan und die Locations gesprochen habe widme ich mich in diesem Teil dem den Vorbereitungen, dem Brautpaarshooting, dem Trauakt sowie den Gratulationen und dem Apero. Auf was müsst ihr dabei achten. Welche Tipps könnt ihr dem Brautpaar geben damit sie sich und die Gäste optimal vorbereiten können.

Dies ist der zweite Teil meiner mehrteiligen Serie über das Vorbereitungsgespräch zwischen dem Hochzeitsfotografen und dem Brautpaar. Diese Serie beinhaltet nicht nur Tips für dich als Fotograf, sondern auch Denkanstösse  und Hinweise für das Brautpaar.
 

Vorbereitungen

The dress
Foto: Boris Baldinger

Was ich in den vielen Hochzeiten die ich fotografieren durfte gelernt habe ist, dass die Zeit vor der Trauung viel intensiver ist als jene danach. Man spürt die Anspannung der Braut und des Bräutigams. Es schwingt eine gewisse Nervosität sowie aber auch Vorfreude mit. Teilweise macht sich eine kleine Hektik breit oder diese artet dann kurzweilig in eine Panik aus.
Wo sind meine Schuhe? Wer hat meinen Schmuck aus der Schatulle genommen? Wer bringt die Trauringe? Wie sieht sie wohl aus in ihrem Brautkleid? War er auch wirklich noch beim Friseur?
Dies sind Fragen welche sich auch auf den Gesichtern und in der Gestik des Brautpaares zeigen. Und dies festzuhalten empfinde ich als sehr wichtig. Während den Vorbereitungen verbringt man noch die Zeit mit der Familie, Freunden und den Trauzeugen. Diese helfen einem immer wieder seine eigene Mitte zu finden und sich auf die Hochzeit zu freuen.
Ich denke man kann sich in 20 Jahren besser daran erinnern wie man sich vor der Trauung gefühlt hat wenn man das Fotoalbum betrachtet.

Brautpaarshooting

The bridal couple
Foto: Boris Baldinger

Das Brautpaarshooting ist ein sehr wichtiger Bestandteil einer Hochzeitsreportage. Es kann vor oder nach der Trauung stattfinden. Dies hängt sehr von den Wünschen des Brautpaares ab. Sprich sie also unbedingt darauf an. Geh davon aus dass die meisten Brautpaare nur (sorry) schreckliche Bilder von sich kennen. Mund auf, rote Augen, verschwommen, unvorteilhaft auf der ganzen Linie. Rechne nicht damit dass das Brautpaar schon viel Erfahrung vor der Linse hat. Dies hilft nicht wirklich ein gewisses Selbstvertrauen aufzubauen. Hier kommst du als Fotograf ins Spiel. Spreche ihnen Mut zu. Zeige ein paar Bilder von verschiedenen Brautpaaren die du gemacht hast. So kannst du Sie davon überzeugen dass auch Sie eine eine gute Figur vor der Kamera machen.
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Brautpaarshooting ist die Zeit. Aus eben den obengenannten Gründen braucht das Brautpaar ein paar Minuten um aufzutauen. Auch du kannst diese Zeit gut nutzen um dich „einzuschiessen“. Ebenfalls kannst du in dieser Zeitspanne das Brautpaar besser kennenlernen und somit später besser auf sie eingehen. Sage dem Brautpaar dass es eine gewisse Zeit einplanen soll. Wenn du ein erfahrener Fotograf bist und es maximal zwei Locations sind würde ich eine minimale Dauer von einer Stunde vorschlagen. Bist du noch nicht so geübt oder habt ihr mehr Locations, brauchst du auch dementsprechend mehr Zeit.
Wenn wir schon von Locations sprechen. Auch für das Brautpaarshooting sind Gut- sowie Schlechtwetter Locations unabdingbar. Wie ich selbst in den letzten zwei Wochen erfahren durfte, gibt es  Hochgzeiten im Juli bei 10°C und 33°C.
Falls das Brautpaar noch etwas ausgefallenere Fotos wünscht kann man auch versuchen Accessoires einzubinden. Dies können Objekte sein die für das Brautpaar wichtig sind oder sie auszeichnen. Oder es können Hilfsmittel sein wie ein Regen- oder Sonnenschirm. Eine Kreidetafel. Ein Bilderrahmen. Ein Herz aus Blumen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Der Trauakt / die Zeremonie

Foto: Boris Baldinger
Foto: Boris Baldinger

Der Trauakt ist sowas wie der heilige Gral bei der Hochzeitsfotografie. Einerseits möchte man die Kirche/die Location nicht mit einem Blitzgewitter permanent erhellen und mit dem klacksen des Spiegels den Zeremonieleiter/Pfarrer übertönen, andererseits möchte man ja aber auch gute Bilder schiessen. Hier ist viel Feingefühl gefragt. Aber mal von Anfang an. Welche Punkte gibt es zu beachten?

  • Die Zeremonie ist meist gespickt mit vielen Programmpunkten. Deshalb empfiehlt es sich einen separaten Ablaufplan beim Brautpaar zu verlangen. Dies hilft dabei dass man beim „Ja-Wort“ nicht am anderen Ende der Kirche steht.
  • Es gibt immer noch einige Pfarrer und Zeremonieleiter die nicht sehr positiv auf Fotografen gestimmt sind. Informiere dich beim Brautpaar über die Einstellung ihres Pfarrers. So kannst du später Pro-Aktiv auf ihn/sie zugehen um dich vorzustellen und abzusprechen wie du fotografieren willst/kannst/darfst.
  • Wie sitzt das Brautpaar? Hier empfehle ich dass man immer leicht Seitwärts mit Blick zum Pfarrer sitzt. Dies ermöglicht gute Bilder und man fotografiert das Brautpaar nicht immer nur von hinten.
  • Kirchen sind bekanntlicherweise ziemlich dunkel. Wie ist das Licht? Wo sind Fenster? Gibt es ausreichend künstliche Beleuchtung? Selbst versuche ich in der Kirche nicht zu blitzen. Dies ruiniert oft die Stimmung. Dafür gehe ich auch schon mal bis ISO8000 (Canon 5D Mark III).
  • Durch die Nervosität getrieben neigen Brautpaare generell alles etwas schneller zu machen. Ringtausch mit Lichtgeschwindigkeit. Spitzmund-Küsschen innert Milisekunden. Das kann dazu führen dass man einen Schuss verpasst. Informiere das Brautpaar die ganze Sache etwas gemütlicher angehen zu lassen. Dies fängt dabei an dass die Braut langsam zum Altar schreitet. Die Ringübergabe darf auch gemächlich sein. Und den Kuss nach der Trauung darf man auch geniessen – ich empfehle jedoch die magische 3-Minuten-Knutsch-Grenze nicht zu überschreiten da die Kirchengäste sich sonst peinlich berührt fühlen könnten 😉
  • Frage das Brautpaar ob es einen süssen Ringträger oder eine herzige Ringträgerin gibt. Sei vorbereitet auch mal in die Knie zu gehen.
  • Beim Ringwechsel selber ist es von Vorteil wenn man den Ring von unten hält. So hast du als Fotograf die Möglichkeit die Übergabe leicht von Oben zu fotografieren.
  • Probiere dich möglichst immer dann zu bewegen wenn eh schon Bewegung in der Kirche herrscht. Dies kann sein wenn die Orgel spielt oder Menschen nach vorne kommen um die Fürbitten zu sprechen.
  • Frage das Brautpaar wie sie aus der Kirche ausziehen. Als erstes oder erst nach allen Gästen.
  • Gibt es einen Spalier oder sonstige Überraschungen. Hier redest du am besten mit den Trauzeugen.

Gratulationen / Apero

Oben ohne Bus
Foto: Boris Baldinger

Am Apero können viele Dinge gleichzeitig passieren. In der Regel hat ein Brautpaar so zwischen 100-150 eingeladene Apero-Gäste. Dies ist in etwa die Anzahl die du als Fotograf gerade noch abdecken kannst. Sind es mehr, empfiehlt es sich allenfalls Hilfe mitzunehmen.
Bevor es aber richtig losgeht versuche noch ein paar Detail-Aufnahmen des vorbereiteten Aperos zu machen.
Es gibt verschiedene Arten wie man Gratulationen entgegen nehmen kann. Einerseits stehen die Leute gerne an und gratulieren beiden gleichzeitig. Andererseits gibt das das fliessende System indem man den Apero eröffnet und wo sich das Brautpaar gemeinsam oder einzeln unter die Leute mischt. Beide Arten haben ihre Vor- und Nachteile.
Beim klassischen Anstehen hast du als Fotograf die Möglichkeit jeden Gast mindestens einmal abzulichten in dem du dich hinter das Brautpaar stellst. Hier wartest du bis die Küsschen-Phase vorbei ist und der Gast anfängt mit der Braut oder dem Bräutigamm anfängt zu reden. Hier entstehen viele emotionale Momente. Stelle also sicher dass du genügend Akku und genügend freien Speicher auf deiner Speicherkarte hast bevor die Gratulationen beginnen.
Hier ist es noch wichtig dass das Brautpaar beisammen bleibt. So verhindert man dass aus einer Schlange plötzlich zwei werden.
Beim freien System kannst du dich mehr auf das Apero-Geschehen konzentrieren. Versuche hier dein Auge zu schulen um die tollen Momente festzuhalten. Arbeite mit einem Weitwinkel um die allgemeine Stimmung einzufangen und ein Zoom-Objektiv um einzelne Gäste oder Gruppen unbemerkt zu fotografieren. Bleibe dabei immer mit einem Auge beim Brautpaar. Versuche möglichst alle Personen einmal auf einem Foto zu haben.
Pro-Tipp: Eröffnet das Apero in jedem Fall. So verhindert ihr dass die Gäste ganz hinten in der Schlange 1h ohne etwas zu trinken anstehen. Man kann Sie darauf hinweisen die Schlange vor dem Brautpaar zu beobachten und im richtigen Moment anzustehen.
Informiert auch die Trauzeugen dass Sie sich um das Brautpaar kümmern sollen. Es ist sehr wichtig dass diese immer etwas zu essen und zu trinken haben. Gratulationen entgegennehmen ist ein harter Job.
Sollte das Brautpaar sich für die Ansteh-Variante entscheiden muss man auch noch Zeit für die Apero-Bilder wie oben beschrieben einberechnen. Denn die Gratulationen dauern erfahrungsgemäss immer etwas länger als man das geplant hat.
Und dann gibt es noch die Gruppenfotos mit der ganzen Gesellschaft, der Familie, den Trauzeugen, der Firma und den Vereinen und Clubs. Sollte das Brautpaar diese wünschen ist es wirklich wichtig dass man diese gut organisiert. Am besten sind die Gäste die auf Gruppenbilder kommen schon vorinformiert. So kann der Ablauf optimieren. Das Brautpaar sollte dabei immer beim Fotografen bleiben und die Trauzeugen trommeln die Gruppen zusammen. Am besten steht immer schon die nächste Gruppe bereit. So entstehen keine Leerzeiten und das Brautpaar kann schnell zurück zu den Apero Gästen.
Es gibt noch viele weitere Punkte auf die ich hier nicht näher eingehen werde. Meldet euch doch bei mir wenn ihr noch Fragen dazu habt.

Und was passiert am Abend?

Im nächsten und letzten Teil widme ich mich dem Abendessen, der Party und zeige noch weitere wichtige Punkte auf die in einem Vorbereitungsgespräch nicht fehlen dürfen.